Altländer Prunkpforten
Kunstvolle Prunkpforten als prächtige Hofzugänge
Nur das Alte Land hat sie: die Prunkpforten. Zumeist sind sie weiß und mit farbenprächtigen Schnitzereien verziert. Seit Ende des 17. Jahrhunderts ließen sich wohlhabende Altländer Bauern an den Zufahrten zu ihren Höfen Prunkpforten errichten.
Wo die Prunkpforten heute noch zu finden sind
Nicht mehr überall sind sie erhalten. Zum einen mussten sie den ständig größer werdenden Dimensionen landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge weichen. Einige sind aber auch schlicht dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Dort, wo sie noch zu sehen sind, begeistern sie mit ihrer Ursprünglichkeit und Schönheit. Die prächtigsten Prunkpforten stehen in der sogenannten „Dritten Meile“. Die Nähe zu Hamburg hatte damals zu größerem Wohlstand geführt. In der zweiten Meile sind die Tore meistens weniger aufwendig gestaltet, in der ersten Meile noch schlichter. Manche der heutigen Pforten sind allerdings auch nachgebaut und immer wieder erneuert und verändert worden.
Zwei der schönsten und ältesten Prunkpforten stehen direkt in Neuenfelde. Leicht zu finden und berühmt sind die verzierten Hofdurchfahrten an den Höfen Nincoper Straße 45 (Prunkpforte aus dem Jahr 1683) und Stellmacherstraße 9.
Diese und weitere 13 Prunkpforten, unterteilt in die „Drei Meilen“ des Alten Landes, zeigt eine Übersichtskarte:
Prunkpforten im Alten Land
Stil und Bauweise
Prunkpforten sind oft mit einem ein Tor für Pferd und Wagen und mit einem kleineren Durchgang für Menschen ausgestattet, haben ein ziegel- oder reetgedecktes Walmdach und waren einst eindrucksvolles Statussymbol für das Besitztum des Bauern. Die Schnitzereien der Altländer Prunkpforten sind vielfältig. Eingearbeitet sind zum Beispiel hölzerne Trauben, Tierköpfe, die aus dem großen Bogen herausschauen, Ornamente verschiedener Formen, Hofbesitzer-Namen oder das Entstehungsjahr. Beliebte Verzierungen sind Löwenköpfe und Trauben. Die Löwen sollen Bewohner und Ernte schützen, die Trauben stehen für Fruchtbarkeit. All das ist farbig gestaltet, während das Bauwerk an sich überwiegend in Weiß gehalten wurde. Manche haben noch Tor- und Türflügel.
Aber auch Sinnsprüche fanden ihren Platz, wie zum Beispiel an der zweitältesten Prunkpforte der Familie Palm in der Stellmacherstraße 9 in Neuenfelde, übersetzt aus dem Lateinischen: „Diese offenstehende Pforte ist keinem ehrlichen Manne verschlossen“ sowie „Bedenke das Ende. Bete und arbeite. Sie stand übrigens ursprünglich in der Stellmacherstraße 14, aber der Hofbesitzer hatte Zahlungsschwierigkeiten: Seine Pforte wurde 1809 versteigert und hierhin umgesetzt.
Geschichte und Entstehung
Wie die Prunkpforten im Alten Land einst entstanden sind und wo, dazu gibt es offenbar keine nachweisbaren Belege. Die Annahme: Der Holzbildhauer Christian Precht aus Hamburg, der 1683 das Inventar der St.-Pankratius-Kirche in Neuenfelde geschaffen hat, gestaltete auch die ersten Prunkpforten. Zwei der ältesten Ollanner Puurten – so ihre plattdeutsche Bezeichnung – haben ihren Platz daher in Neuenfelde, im Hauptort der dritten Meile des Alten Landes.